Sie entstanden überall da, wo Goldsucher und andere Glücksritter ihre Hoffnungen ansiedelten, wo Bodenschätze Menschen aus dem ganzen Land anlockten und sie alle haben gemeinsam, dass sie eine kurze Blütezeit erlebten mit hunderten, manchmal tausenden von Einwohnern. Diese jedoch zogen dann irgendwann weiter, als es nichts mehr zu holen gab.

Ghost Towns, Geisterstädte, gibt es überall in den USA, wobei die im Westen des Landes, wo Mitte des 19. Jahrhunderts eine Region nach der anderen vom Goldrausch heimgesucht wurde, heute am bekanntesten sind. Doch auch in den Weiten der Great Plains findet sich eine große Zahl von Orten, die von ihren Bewohnern verlassen wurden, als die Bedingungen woanders besser erschienen oder als die Eisenbahnlinie, die Leben in die Stadt gebracht hatte, ihren Betrieb einstellte. In gewisser Weise symbolisieren Ghost Towns einen typischen Teil des amerikanischen Charakters: Regionale Mobilität; die Bereitschaft, es mal ganz woanders zu versuchen und das Alte zurückzulassen, ist irgendwo in der amerikanischen DNA verankert.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden die meisten der besonders in den westlichen Bundesstaaten schnell aufgebauten Städte aus einigen Wohnhäusern aus Holz, einem Saloon und einer staubigen Hauptstraße. Einige der heute verlassenen Ansiedlungen brachten es jedoch zu einer beachtlichen Größe. Bodie in Kalifornien zum Beispiel zählte um 1880 etwa 8000 Einwohner und hatte sogar eine eigene Chinatown. Einige andere Städte zeigen, dass das Schicksal einer Ghost Town nicht ewig Bestand haben muss. So waren zum Beispiel Park City in Utah, Aspen in Colorado oder Virginia City in Montana im Laufe ihrer Geschichte schon einmal Geisterstädte, wurden aber zu einem späteren Zeitpunkt wiederbelebt.

Bodie ist zugleich ein Beispiel für eine inzwischen touristisch erschlossene Geisterstadt. Um den Ort herum hat der Bundesstaat California einen State Park eingerichtet. Viele andere Ghost Towns sind weniger bekannt und liegen mitunter in kaum zugänglichen Regionen und so weit abseits, dass sie nur bei gutem Wetter und über Schotterpisten erreichbar sind. Wer sich für die Zeugen der Vergangenheit interessiert, findet in den leicht zugänglichen Gebieten bereits gute Eindrücke, wer jedoch bis zu den entlegenen Geisterstädten zum Beispiel in den Rocky Mountains vordringt, kann unter Umständen das Glück haben, ganz allein mit den Ruinen des Wilden Westens zu sein und kann sich so zurück versetzen in die Zeit der Goldwäscher und Minenarbeiter.




Einige interessante Beispiele für Ghost Towns in den USA:

Bodie, California
1859 entdeckte W.S. Bodey in der Nähe des Mono Lake im östlichen Kalifornien Gold und innerhalb kürzester Zeit kamen Tausende, um am Reichtum teilzuhaben. Bodie hatte eine Feuerwehr, bis zu 65 Saloons, einen Rotlichtbezirk, eine eigene Zeitung und eine ans elektrische Netz angeschlossene Mühle. Nur 50 Jahre später war die Stadt so gut wie verlassen. Heute ist Bodie als California State Park organisiert. Die Ghost Town liegt einige Meilen vom Yosemite Nationalpark entfernt und ist über die State Route 270 sowie einige Meilen nicht asphaltierter Straße erreichbar.

Calico, California
1881 gegründet, um das in den Calico Mountains gefundene Silber abzubauen und zu verarbeiten, zählte Calico zwischenzeitlich mehr als 1000 Einwohner. Mit dem Ende des Abbaus 1907 verlor die Stadt fast alle Einwohner. Heute ist Calico, das unweit des Interstate I-15 bei Barstow in der Mojave Desert liegt, eine Touristenattraktion mit entsprechender Infrastruktur.

Rhyolite, Nevada
Am Rande des Death Valley gelegen und leicht erreichbar, war Rhyolite einst eine Goldgräberstadt mit annähernd 10.000 Einwohnern und einer funktionierenden Stromversorgung. 1916, nur zehn Jahre nach dem Höhepunkt des Stadtlebens, hatten fast alle Bewohner den Ort verlassen, von dem heute vor allem der gut erhaltene Bahnhof sehenswert ist.

Bumble Bee, Arizona
An der Interstate I-17 etwas nördlich von Phoenix gelegen, war Bumble Bee einst ein Stopp entlang der Postkutschenroute. Mit der Einstellung des Kutschenservice starb der 1863 gegründete Ort aus, wurde in den 1930er Jahren jedoch rekonstruiert in der Hoffnung, eine Attraktion für Touristen aus dem Ort machen zu können, der Plan scheiterte jedoch.



Gleeson, Arizona
Die ehemalige Minenstadt Gleeson, östlich von Tucson in der Nähe von Tombstone gelegen, war einst Mittelpunkt des in der Gegend betriebenen Kupfer-, Blei- und Silberabbaus, in dem bis zu 500 Menschen lebten. In den 1930er Jahren waren die Minen erschöpft und der Ort verlor seine Einwohner fast komplett. Besucher finden die Ruinen von Wohnhäusern, einem Saloon, einem Gefängnis und einem Krankenhaus.

St. Elmo, Colorado
Inmitten der Rocky Mountains gelegen und nur bei gutem Wetter problemlos erreichbar liegt mit St. Elmo eine weitere sehenswerte Geisterstadt, deren kurze Blütezeit zwischen 1880 und 1910 lag. Damals wurden rund um St. Elmo Bodenschätze abgebaut und es gab eine Eisenbahnverbindung nach Denver. Noch lange nach der Stilllegung der Minen und Gleise lebte eine einzige Familie im Ort, deren letzte Vertreter angeblich noch heute durch die verlassenen Gebäude – unter anderem eine Kirche, ein Schulhaus, ein Hotel und ein General Store – spuken sollen.

Glenrio, Texas
Die Geisterstadt von Glenrio einige Meilen westlich von Amarillo an der Grenze zu New Mexico wurde 1903 mit der Ankunft der Eisenbahnlinie von Chicago zum Pazifik gegründet  und erlebte vor allem mit dem Bau der Route 66 einen Aufschwung. Glenrio hatte eine eigene Zeitung, ein Motel, mehrere Tankstellen und Cafés. Mit der Stilllegung der Mother Road und dem Bau des in der Nähe verlaufenden Interstate I-40 begann der Niedergang des Ortes, der heute noch 5 Einwohner zählt.

Elizabethtown, New Mexico
Im Jahr 1866 machten Ute-Indianer einem General der US-Armee ein Geschenk dafür, dass er das Leben einer alten Frau aus ihrem Volk gerettet hatte. Das Geschenk waren “schöne Steine”, wie sie es nannten. Der General erkannte schnell, dass diese Kupfer enthielten. Ein gutes Jahr später strömten die Minenarbeiter in die Heimatregion der Indianer, bald waren es 7000. Ein Dorf wurde angelegt, es gab sogar Hotels und eine Brauerei. Wenige Jahre später jedoch überstiegen die Kosten den Ertrag beim Kupferabbau und bald darauf war der Ort so gut wie komplett verlassen. Elizabethtown liegt an der US 64 etwa eine Stunde von Taos entfernt. 

Cahawba, Alabama
Das Beispiel der Geisterstadt Cahawba (oder Cahaba) zeigt, dass es auch im Osten der USA Ghost Towns gibt. Diese war sogar einmal die Hauptstadt von Alabama und war damals ausgesucht worden, obwohl in der Region keine nennenswerte Ansiedlung vorhanden war. Immer wieder kam es aber zu Überschwemmungen und Moskitoplagen und so entschlossen sich die Politiker 1826 zum Wegzug. Der Civil War, weitere Fluten und ein schweres Schiffsunglück sorgten dafür, dass die Stadt verlassen wurde und langsam wieder zu der Wildnis wurde, aus der sie entstanden war. Cahawba liegt wenige Minuten von Selma entfernt.

Bannack, Montana
Im Jahr 1862 war Montana noch zu einem großen Teil unerschlossene Wildnis. Das ändert sich mit dem Fund von Gold. Angelockt von der Information, dass das hier gefundene Gold besonders rein war, siedelten bald bis zu 10.000 Menschen in der Mitte des heutigen Bundesstaats. Es folgte eine kurze Zeit der Glücksritter und der Gesetzlosigkeit. Die letzten Einwohner verließen Bannack, das in der Nähe des Interstate 15 liegt, in den 1970er Jahren. Das einstige Goldgräbercamp ist heute ein Montana State Park.


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