Helena, die kleine, ruhige Hauptstadt des Bundesstaats Montana und des Landkreises des Lewis and Clark County, hieß früher einmal “Letzte Chance” und es ist noch gar nicht so lange her, da konnte man die unaufgeregte Stadt sogar mit Fug und Recht als den reichsten Ort der Welt bezeichnen. Helena liegt zwischen den Nationalparks Glacier und Yellowstone, ist umgeben von Bergen, Wäldern und Wildnisgebieten und in der Nähe der Stadt befinden sich Seen und Flüsse und so ist Montanas Hauptstadt, obwohl ihr spektakuläre Attraktionen fehlen, ein durchaus lohnendes Urlaubsziel.
Im Juli 1864 war in einer Schlucht in der Region Gold gefunden worden. Die vier Goldsucher, die den Fund gemacht hatten, errichteten ein Camp, das sie “Last Chance” nannten – die vier hatten zuvor schon an einigen anderen Orten nach Gold gesucht und witterten nun hier ihre letzte Gelegenheit. Innerhalb kurzer Zeit kamen viele weitere Goldsucher nach. Diese kamen aus weiter östlich gelegenen Teilen des Landes und so wurde die Ansiedlung noch im selben Jahr nach der Stadt Helena in Arkansas umbenannt. Die Gründerzeit als ungeordnetes Camp von Abenteurern lässt sich in Helena noch heute am für amerikanische Städte ungewöhnlichen Durcheinander der Straßenführung erkennen – die ersten Straßen waren vor allem dem Verlauf der Schlucht gefolgt, in der das Gold gefunden worden war. Diese Goldquelle sollte sich als überaus ertragreich erweisen – um 1888 lebten etwa 50 Millionäre in Helena, mehr als in jeder anderen Stadt der Welt. Die Einwohnerzahl war zu dieser Zeit schon auf über 10.000 gestiegen. Das Geld der Bewohner zeigte sich in stattlichen Wohnhäusern, die diese sich errichten ließen und darin, dass auch die Kultur schnell ihren Platz in Helena gefunden hat. Schon 1875 war Helena zur Hauptstadt des Montana Territory geworden und nach der Aufnahme in die Union die des Bundesstaats. Zu jener Zeit war die Stadt auch noch die bevölkerungsreichste Montanas, doch schon bald verlor sie diesen Platz. Seit 1930 erlebt die Einwohnerzahl ein konstantes, aber langsames Wachstum und hat heute mit über 32.000 Menschen ihren historischen Höchststand erreicht.
Im Februar 1989 wurde Helena Schauplatz eines dramatischen Eisenbahnunfalls. In einiger Entfernung zur Stadt lösten sich 48 Waggons von einem Zug und rollten rückwärts ins Stadtgebiet, wo sie mit einem anderen Zug zusammenstießen. Dabei kam es zu einer großen Explosion mit anschließendem Feuer, bei dem mehrere Gebäude beschädigt wurden. Die Feuerwehr hatte Schwierigkeiten mit dem Löschen, weil angesichts von Temperaturen in dieser Nacht von -34 ° C das Wasser gefroren war.
Die wichtigste Sehenswürdigkeit Helenas ist das State Capitol (1301 East Sixth Avenue), Sitz der Regierung des Bundesstaats Montana. Das imposante Gebäude wurde 1902 fertiggestellt und 1909 und 1912 jeweils um einen Seitenflügel ergänzt. Der auffälligste Abschnitt des aus Sandstein und Granit erbauten Capitols ist die Rotunde, die von vier großformatigen, eigens angefertigten Gemälden umgeben wird. Daneben zieren weitere Gemälde das Innere des Bauwerks, unter anderem ein mehr als 7 Meter langes Werk von Charles M. Russell, das die Begegnung von Lewis und Clark mit dem Volk der Bitterroot-Indianer zeigt. Das State Capitol kann besichtigt werden, es werden Führungen angeboten. Ebenfalls sehenswert ist die Cathedral of Saint Helena, deren Bau 1908 begonnen und 1914 abgeschlossen wurde. Das Gebäude ist der Votivkirche in Wien nachempfunden. Die aufwändig bemalten Kirchenfenster stammen aus München. Nach einem Erdbeben 1935 musste ein Teil der Kathedrale wiederaufgebaut werden und auch in den folgenden Jahrzehnten wurden noch zahlreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt. Ein schönes Ausflugsziel ist der Mount Helena City Park rund um den gleichnamigen Berg, der 1667 Meter hoch ist und einen guten Blick auf die Gegend ermöglicht. Wander- und Spazierwege ermöglichen eine Erkundung des Geländes.
Noch interessanter als diese Sehenswürdigkeiten Helenas ist allerdings die Umgebung der Stadt. Mit dem Holter Lake, dem Lake Helena, dem Hauser Reservoir und dem Canyon Ferry Reservoir liegen gleich drei große Seen im näheren Umkreis, die jeweils diverse Freizeitmöglichkeiten rund ums Wasser von Schwimmen bis Bootstouren bieten und auch bei Anglern einen guten Ruf genießen. Etwa 35 Kilometer nordwestlich der Stadt, in der Nähe des winzigen Orts Marysville, befindet sich das Great Divide Skigebiet, das verschieden Abfahrten vorweisen kann. Great Divide ist dafür bekannt, alljährlich das erste Skigebiet Montanas zu sein, das seine Pforten öffnet – notfalls wird mit Schneekanonen nachgeholfen. Weiterhin sind im Umfeld der Stadt drei verschiedene Wildnisgebiete ausgewiesen, in denen zwar keine Straßen vorhanden sind, die aber per Rucksacktour zu erkunden sind, auch Camping ist mit einer entsprechenden Genehmigung möglich. So gilt beispielsweise die Bob Marshall Wilderness nordwestlich der Stadt als einer der wichtigsten Lebensräume für den Grizzlybär, von denen es hier ebenso viele gibt wie Vertreter zahlreicher anderer Tierarten. Auch die Sleeping Giant Wilderness gilt bei Biologen als lohnendes und vielseitiges Studiengebiet.
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