Der Begriff der Great Plains bezeichnet ein Gebiet, das sich von Nord nach Süd östlich der Rocky Mountains und westlich des Mississippi durch Nordamerika zieht. Eine genaue Grenzziehung gibt es nicht, doch man rechnet allgemein die südlichen Ränder dreier kanadischer Provinzen, die gesamten Gebiete der US-Bundesstaaten Kansas, Nebraska, North Dakota und South Dakota und jeweils Teile der Staaten Colorado, Iowa, Minnesota, Missouri, Montana, New Mexico, Oklahoma, Texas und Wyoming zu den Great Plains. Das Gesamtgebiet wird in mehrere regionale Abschnitte aufgeteilt. Ihnen allen ist gemein, dass es sich um relativ flaches Land handelt, genauer gesagt um eine Hochebene. Je nach Betrachtungsweise nehmen die Great Plains eine Fläche von rund zwei Millionen Quadratkilometern ein. Sie sind bis zu 750 km breit und insgesamt 3000 km lang.
Image: William L. Farr, CCA-SA 4.0
Geschichte der Great Plains
Die Great Plains blieben lange weitgehend unbekannt und kaum erkundet, nur einige Pelzjäger zogen durch das Land. Mit der Expedition von Lewis und Clark änderte sich das, die Gegend wurde in Karten erfasst und erkundet. In der Folge zogen Siedler auf dem Weg nach Westen durch die Plains. Erst ab den 1860er Jahren blieben auch Siedler in nennenswerter Zahl hier, zuvor waren ab Beginn des 19. Jahrhunderts mehrere Handelsposten entstanden. Mit dem Homestead Act von 1862 schenkte die Regierung jedem 65 Hektar Land, der sich verpflichtete, es mindestens fünf Jahre lang zu besiedeln und zu bewirtschaften. In dieser Zeit entstanden Pionierorte wie Sioux Falls in South Dakota, Omaha in Nebraska oder Fargo in North Dakota. Wenig später führten die ersten transkontinentalen Eisenbahnlinien dafür, dass immer mehr Menschen in das Gebiet kamen.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Great Plains zur so genannten Dust Bowl, zur von anhaltender Trockenheit heimgesuchten Staubschüssel. Ab etwa 1920 setzte eine Landflucht der Bevölkerung ein, die in verminderten Ausmaß bis heute anhält. Seit 1920 haben die Great Plains etwa ein Drittel aller Bewohner verloren und bilden heute den am dünnsten besiedelten Teil der USA. Mehrere Tausend Geisterstädte sind entstanden und die endlos weiten Ackerflächen, auf denen noch immer etwa 50% des Weizens des Landes produziert werden, wurden mit der technischen Entwicklung in immer geringerem Maße von Menschenhand bestellt.
Der Naturraum Great Plains
Die Great Plains waren die Heimat riesiger Bisonherden, die allerdings mit der später folgenden systematischen Jagd beinahe ausgerottet wurden. Die ehemals rund 60 Millionen Tiere waren bis zum Jahr 1889 auf nur noch 541 reduziert worden, womit nicht nur die Lebensgrundlage der hier heimischen Ureinwohner zerstört war, sondern auch das ökologische Gleichgewicht. Heute gibt es, nach zahlreichen Wiederansiedlungsprojekten, wieder gut 30.000 freilebende Bison in der Region. Die Great Plains sind nach wie vor recht trocken, so dass die Pflanzenwelt in erster Linie aus Grasland besteht. Viele der wenigen Abschnitte, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden, sind inzwischen als Naturschutzgebiete
Wirtschaft der Great Plains
Die Weiten der Great Plains werden nach wie vor in erster Linie landwirtschaftlich genutzt, dies aber auf sehr verschiedene Art und Weise. Eine besondere Rolle nimmt dabei der 100. Längengrad ein. Er teilt die Region in eine östliche und eine westliche Hälfte. Der Osten ist dabei deutlich regenreicher. Hier liegt die Kornkammer des Landes; die Gegend wird als „Grain Belt“ (Korngürtel) bezeichnet. Rund die Hälfte des in den USA produzierten Weizens wird hier angebaut. Der deutlich trockenere Westen wird dagegen vor allem für die Viehwirtschaft genutzt, gut die Hälfte des amerikanischen Rindfleischs stammt aus dieser Gegend. In der jüngeren Vergangenheit wurden die Great Plains darüber hinaus immer mehr zu einem wichtigen Standort der Energiegewinnung: Es gibt zahlreiche große Windparks, darunter eines der größten Windfelder der Welt bei Sweetwater in Texas.
Great Plains heute
Rechnet man die wenigen großen Städte am Rand der Great Plains heraus, vor allem in Texas, leben heute nur noch etwa eine Millionen Menschen in dem riesigen Gebiet, die sich zudem mit dem steigenden Problem der Knappheit des Wassers beschäftigen müssen. Weiterhin ziehen vor allem jüngere Menschen aus der Region fort und nach wie vor verwandeln sich kleinere Orte in Geisterstädte.
Aus touristischer Sicht sind die Great Plains in weiten Teilen kaum erschlossen. Ausnahmen davon bilden vor allem die Black Hills in South Dakota, das Colorado Piedmont und das Tal entlang des Pecos River in New Mexico. Der Großteil der anderen Teilregionen der Plains weist keine herausragenden Attraktionen und keine dichte touristische Infrastruktur auf, kann aber gerade wegen seiner Ursprünglichkeit als amerikanisches Herzland betrachtet werden, das dem USA-Touristen ungewohnte, aber authentische Blicke auf das Land gewährt.
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