Wer war Alexander Hamilton? Die Frage, mit der sich früher höchstens Studierende und Hobbyhistoriker beschäftigt haben, stellt sich plötzlich vielen Menschen. Es kommt nicht häufig vor, dass sich die Popkultur der Neuzeit mit dem Amerika Ende des 18. Jahrhunderts beschäftigt, aber wenn sie es so erfolgreich tut wie mit dem vielfach ausgezeichneten Musical „Hamilton“, dann bekommt auch eine historische Figur wie Alexander Hamilton noch einmal Aufmerksamkeit.
Alexander Hamilton wird zu den Gründervätern der USA gerechnet. Mit diesem Begriff bezeichnet man die Revolutionäre, die die Loslösung der USA von der Kolonialmacht Großbritannien forcierten, sich im Unabhängigkeitskrieg profilierten und anschließend beim Aufbau des neuen Staates und seiner Verfassung mitwirkten. Welche Namen dazugehören, ist vielfach Auslegungssache. Immer mit gemeint sind neben den ersten vier Präsidenten George Washington, John Adams, Thomas Jefferson und James Madison aber auch die politischen Denker Benjamin Franklin und Alexander Hamilton.
Hamilton wurde 1755 in der Karibik geboren, auf dem Gebiet des heutigen Staats St. Kitts und Nevis. Der Vater verließ die Familie und die Mutter starb, als er 13 Jahre alt war. Weil ein reicher karibischer Kaufmann sich seiner annahm und sein Talent förderte, bekam er die Möglichkeit, an einem renommierten College in New York City zu studieren. In dieser Zeit knüpfte er viele Kontakte, die ihm in seiner späteren Karriere nützlich sein sollten. Über diese Bekanntschaften entstand auch der Kontakt zu führenden Köpfen der Unabhängigkeitsbewegung. Alexander Hamilton begann, sich immer mehr für dieses Anliegen einzusetzen, bestärkt auch durch die Ereignisse rund um die Boston Tea Party. Bald schon begann er auch, sich mit Waffen und Militärtechnik zu beschäftigen.
Als der Krieg gegen Großbritannien im April 1775 begann, meldete Hamilton sich sofort zum Militär. Dank seines Muts und seiner Einsatzbereitschaft stieg er schnell auf, bekam mehr Verantwortung und fiel auch George Washington auf. Dieser machte ihn zu seinem Assistenten. Schon bald zog es ihn weg von dieser Aufgabe und stattdessen hinaus auf die Schlachtfelder. Nach langen Bitten teilte Washington ihm schließlich ein Bataillon zu. Mit diesem nahm Alexander Hamilton im Oktober 1781 an der Schlacht von Yorktown teil, die sich schließlich als entscheidend für den Sieg der Amerikaner erweisen sollte.
Nach dem Krieg ließ Hamilton sich mit seiner Frau In New York City nieder und arbeitete als Anwalt. Daneben setzte er sein Wissen und seine politische Philosophie als Abgeordneter für den Kontinentalkongress ein, der die Gründung der USA vorbereitete. Zusammen mit John Jay und James Madison verfasste er eine umfangreiche Reihe von Artikeln, die den theoretischen Unterbau für die neue amerikanische Verfassung darstellten und die die Grundlage für das System der Gewaltenteilung (Checks and Balances) darlegte. Die Artikel werden heute als Federalist Papers bezeichnet.
George Washington wurde 1789 der erste Präsident der USA und er machte seinen langjährigen Weggefährten Alexander Hamilton zu seinem Finanzminister. Wirtschaft und Finanzen waren zu einem der zentralen Themen Hamiltons geworden, der 1784 bereits zu den Mitbegründern der Bank of New York gehört hatte. Aus seiner Zeit als Minister blieb vor allem ein Kompromiss in Erinnerung: Da er die Zustimmung von Abgeordneten aus dem Süden für eine geplante Umschichtung der Schulden benötigte, bot er im Austausch an, deren Plan zur Errichtung einer Hauptstadt am Potomac River im südlichen Teil des Landes zu unterstützen. Daher ist heute Washington, DC die Hauptstadt der USA und nicht New York City, das Hamilton eigentlich bevorzugt hatte. Zudem spielte Hamilton eine bedeutende Rolle bei der Gründung der amerikanischen Nationalbank und der staatlichen Münzprägeanstalten. Den Diskussionen und teilweise erbitterten Debatten rund um Hamiltons finanz- und wirtschaftspolitische Vorschläge wird darüber hinaus die Entstehung von politischen Parteien in den USA zugeschrieben. Im Dezember 1794 trat Alexander Hamilton von seinem Amt zurück, blieb jedoch ein gefragter Berater von Washington und seinen Ministern.
Im Jahr 1797 wurde Hamilton von einer alten Affäre eingeholt. Im Sommer 1791 hatte er ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau angefangen und war danach von deren Ehemann erpresst worden – vermutlich hatte dieser die Affäre eingefädelt. Da in der Öffentlichkeit Betrugsvorwürfe aufkamen, sah er sich gezwungen, die Affäre öffentlich zu machen, worunter sein Ruf zu leiden hatte.
Bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 1800 entstand ein Stimmengleichstand zwischen den Kandidaten Thomas Jefferson und Aaron Burr im Wahlmännergremium. Hamilton als Anführer der Fraktion der Föderalisten sorgte schließlich dafür, dass Jefferson, den er eigentlich nicht mochte, zum Präsidenten gewählt wurde; Hamiltons langjähriger Bekannter Burr wurde sein Vize. Burr verlor in seiner Partei dann an Ansehen und versuchte 1804, sich als Gouverneur von New York wählen zu lassen, um einen Neuanfang zu starten. Vor der Wahl wurde in der Öffentlichkeit kolportiert, Hamilton hätte sich despektierlich über Burr geäußert und dafür gearbeitet, dass er auch die Gouverneurswahl nicht gewinnen würde. Burr fühlte sich in seiner Ehre so verletzt, dass er Hamilton zum Duell forderte.
Alexander Hamilton und Aaron Burr trafen sich am Morgen des 11. Juli 1804 zum Duell in New Jersey, unweit der Stelle, an der drei Jahre zuvor Hamiltons Sohn Philip ebenfalls bei einem Duell ums Leben gekommen war. Die genauen Umstände sind bis heute ungeklärt, gesichert ist aber, dass Burr Hamilton in den Unterleib traf, woraufhin dieser verstarb. Er ist auf dem Friedhof der Trinity Church in Manhattan beigesetzt.
Zurück zu: Amerikanische Persönlichkeiten