Die Appalachen sind das bedeutendste Gebirgssystem im Osten der USA. Insgesamt erstreckt sich die Bergkette über rund 2400 Kilometer vom kanadischen Neufundland bis nach Alabama im Süden der USA. Ein Abschnitt der Appalachen, der überall im Land geradezu als Musterbeispiel für diese Landschaft gilt, ist der Teil, der im Bundesstaat West Virginia liegt. Dort, entlang eines rund 85 Kilometer langen Abschnitts des New Rivers, befindet sich seit Dezember 2020 einer der jüngsten Nationalparks der USA.
Der New River, der im Gegensatz zu seinem Namen schon viele Millionen Jahre alt ist, entsteht in North Carolina und fließt von dort südlich, bis er in West Virginia den Kanawha River speist. Schon unter Präsident Carter wurde ein Abschnitt des Flusses zum National River erklärt. Das definierte Ziel war dabei, den freien Fluss des Wassers zu bewahren, der in vielen tausend Jahren die Landschaften in dieser Region geformt hat. Besonders markant ist dabei die Schlucht. Der Fluss hat hier die Spuren aus mehreren Erdzeitaltern freigelegt und neben mehreren Schichten wertvoller, hochwertiger Kohle auch zahlreiche Fossilien. Auch ein Teil der menschlichen Geschichte dieses Landesteils lässt sich im Nationalpark nachvollziehen. Es gibt alte Farmen, die ihren historischen Aufbau behalten haben und den kleinen Ort Prince, über dessen Bahnhof früher die Kohle abtransportiert wurde.
Eine weitere menschengemachte Sehenswürdigkeit im New River Gorge Nationalpark ist die New River Gorge Bridge. Sie dient dem Highway zur Überquerung des Flusses und wurde 1977 eröffnet. Mit ihren 267 Metern Höhe ist sie die dritthöchste Brücke der USA. Während des jährlichen Bridge Day im Oktober wird der Highway gesperrt und es werden Fallschirmsprünge von der Brücke herunter gemacht.
Der wichtigste Anziehungspunkt ist allerdings die Natur. Wegen der Naturbelassenheit konnten die Bestände von zahlreichen Fischarten und Muscheln bewahrt werden, von denen einige nur hier vorkommen. Dasselbe gilt für im Wasser lebende Pflanzen. Rund um den Flusslauf herum erstrecken sich Feuchtgebiete und dichte Wälder, in denen darüber hinaus Vögel, Amphibien und viele Arten von Säugetieren zuhause sind. Deutlich mehr als 100 Kilometer Wanderwege sind im Nationalpark ausgewiesen, über die Besucher die Natur erkunden können. Sie führen auch zu sehenswerten Punkten.
Dazu gehören die Sandstone Falls. Dabei handelt es sich um eine Serie von kleinen Wasserfällen, zwischen denen mehrere Inseln liegen. Um dorthin zu gelangen, fahren Besucher über Straßen mit schonen Panoramablicken und über die River Road, die parallel zum Fluss verläuft. Der wohl schönste Blick auf die Schlucht und den hufeisenförmigen Bogen, den der New River beschreibt, erhält man vom Aussichtspunkt Grandview in der Nähe des Ortes Beaver.
Schon lange vor seiner Ernennung zum Nationalpark war der New River weithin bekannt als Revier für das Rafting. Die verschiedenen natürlichen Hindernisse und wechselnden Strömungen sorgen an verschiedenen Abschnitten des Flusses für interessante Rafting-Erlebnisse mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden.
Der Nationalpark New River Gorge ist ganzjährig zugänglich. Von den vier Besucherzentren ist nur das Canyon Rim Visitor Center in der Nähe der Brücke das ganze Jahr über geöffnet.