Die Erkundung der Gebiete westlich des Mississippi durch die Lewis-und-Clark- Expedition stellt einen herausragenden Wendepunkt der amerikanischen Geschichte dar. Das Land vergrößerte sich sozusagen über Nacht um ein Vielfaches, doch nicht nur das: Die Expedition förderte neue Schätze und neue Ansichten, aber auch neue Probleme zutage. Bis heute gelten Lewis und Clark als amerikanische Nationalhelden und ihre Expedition als Ausdruck des amerikanischen Pioniergeistes. Nicht nur Land und Menschen wurden entlang der Strecke entdeckt, auch eine nie zuvor gekannte Flut von Tieren, Pflanzen und Landschaften eröffnete sich den Entdeckern. Das Bild von den USA bekam mit Lewis und Clark unzählige neue Facetten.
Meriwether Lewis, geboren 1774 in Virginia, war seit dem Jahr 1801 der Privatsekretär von Thomas Jefferson. Zuvor hatte er es in Reihen der Armee bis hin zum Rang eines Captains gebracht. Er war der formelle Leiter der Expedition und hatte zuvor in Jeffersons Auftrag diverse Vorbereitungen getroffen sowie sich mit Blick auf die zu erwartenden Entdeckungen in wissenschaftlicher Hinsicht weiterbilden lassen. William Clark, geboren 1770 in Virginia, hatte ebenfalls eine militärische Karriere gemacht und war in diesem Rahmen zwischenzeitlich Lewis´ Kommandant. Eine formale Ausbildung fehlte Clark, während der Expedition, der er sich auf Bitten Lewis´ angeschlossen hatte, beschäftigte er sich vornehmlich mit dem Anlegen von Landkarten und der Bestimmung von Pflanzen und Tieren.
Mit dem Kauf des Louisiana Territory im Jahr 1803 hatte Jefferson das Staatsgebiet der USA deutlich erweitert, die Gebiete von heute 15 Bundesstaaten kamen ganz oder teilweise zum Land hinzu. Zum Datum des Kaufs, den der Präsident in erster Linie aus politisch-strategischen Gründen veranlasst hatte, handelte es sich bei dieser riesigen Landmenge um unerschlossenes Gebiet – die westliche Grenze der USA bildete mehr oder weniger der Mississippi. Ausgestattet mit einem Budget von $ 2500, beauftragte Jefferson die Erkundung dieses Areals und übertrug Meriwether Lewis die Leitung der Expedition. Das vorgegebene Ziel für Lewis war das Studium der noch unbekannten Flora und Fauna, der geologischen Gegebenheiten, der dort ansässigen Indianer und das Ausmaß des Einflusses der im Gebiet aktiven Pelzjäger. Zudem gab der Präsident ihm vor, den besten Wasserweg vom Mississippi zum Pazifischen Ozean zu finden.
Lewis stellte eine Mannschaft, bestehend aus anfänglich 42 Teilnehmern zusammen, die als Corps of Discovery bezeichnet wurde. Zum Korps gehörten Handwerker, Jäger, Soldaten, Übersetzer, Köche und Navigatoren, aber auch Clarks Sklave und Lewis´ Hund, ein Neufundländer. Am 13. Dezember 1803 errichtete das Korps das Ausgangslager Camp Dubois in Illinois, von dem aus es sich am 14. Mai 1804 auf den Weg nach Westen machte.
Stationen der Expedition von Lewis und Clark:
- 25.05.1804: Die Expedition passiert La Charette, die letzte weiße Siedlung am Missouri
- 03.08.1804: Erstes Treffen mit Gesandten der Ureinwohner-Völker der Oto und Missouri
- 25.09.1804: Die Lakota Sioux verlangen ein Wegezoll in Form eines Bootes, es kommt zu zwei bewaffneten Auseinandersetzungen. Letztlich entspannt sich die Lage nach vier Tagen.
- 24.10.1804: Lewis und Clark entscheiden, in der Nähe des heutigen Washburn, North Dakota, ein Winterlager, Fort Mandan, zu errichten, in das die Mannschaft am 24. Dezember einzieht.
- 04.11.1804: Lewis und Clark lernen Sacagawea kennen, die Frau eines Pelzjägers. Sie schließt sich der Expedition an und dient dieser fortan als Übersetzerin in Verhandlungen mit den Shoshonen.
- 11.02.1805: Sacagawea wird Mutter eines Jungen, Jean Baptiste, Dieser wird das jüngste Expeditionsmitglied.
- 25.04.1805: Ankunft am Yellowstone River
- 27.04.1805: Eintreffen der Expedition auf dem Gebiet des heutigen Montana
- 03.06.1805: Das Korps erreicht die Mündung des Marias River in den Missouri und errichtet Camp Deposit.
- 13.06.1805: Lewis und einige Gefolgsleute entdecken die Great Falls of the Missouri River.
- 17.08.1805: Treffen mit den Shoshonen. Lewis und Clark kaufen den Ureinwohnern 29 Pferde ab, um die Rocky Mountains überqueren zu können und heuern den Shoshonen Old Toby als Guide.
- 20.11.1805: An der Mündung des Columbia River beim heutigen Astoria, Oregon trifft die Expedition am Pazifik ein.
- 25.12.1805: Das Winterquartier, Fort Clatsop, wird errichtet.
- 23.03.1806: Die Rückreise beginnt.
- 03.07.1806: Das Korps trennt sich. Eine Gruppe mit Lewis folgt dem Blackfoot River, Clarks Gruppe dem Bitterroot River.
- 27.07.1806: Eine Gruppe Blackfeet versucht, die Waffen von Lewis‘ Gruppe zu stehlen. Es kommt zu einer Auseinandersetzung, bei der zwei der Ureinwohner getötet werden.
- 11.08.1806: Lewis wird von einem Mitglied des Korps aus Versehen angeschossen.
- 12.08.1806: Am Missouri River im heutigen North Dakota treffen die beiden Gruppen wieder zusammen.
- 23.09.1806: Nach zwei Jahren, vier Monaten und zehn Tagen trifft die Expedition von Lewis und Clark wieder in St. Louis ein.
Erwähnenswert ist neben den wissenschaftlichen Erfolgen der Expedition und ihrer Bedeutung für die weitere Entwicklung des Landes vor allem die Tatsache, dass das gesamte Projekt weitestgehend frei von Zwischenfällen blieb. Die Auseinandersetzung mit den Blackfeet auf dem Rückweg war die einzige, bei der Blut floss, ansonsten begegneten Lewis und Clark den Ureinwohnern mit Respekt und der Absicht zur Kooperation. In mancher Hinsicht erinnerten die Begegnungen an heutige Staatsbesuche: Man präsentierte sich selbst und versuchte, Eindruck zu machen, tauschte Geschenke aus und setzte sich anschließend zusammen, um miteinander zu verhandeln.
Auch im Korps selbst gab es nur wenige Zwischenfälle, die in William Clarks Tagebuch eingetragen wurden. Einige Undiszipliniertheiten, die meist mit Peitschenhieben bestraft wurden und einen Deserteur, der aber wieder eingefangen wurde, finden dort Erwähnung. Es ist den beiden Leitern zu verdanken, dass die Gruppe insgesamt gut ausgestattet war – Clark sorgte für Verpflegung, während Lewis‘ überlegte Planung das Tempo der Expedition vorgab. Im Herbst 1805, als die Rocky Mountains vor dem Korps lagen, kam es zu einem Notstand, der die Teilnehmer zwang, das Fleisch einiger der Pferde zu verzehren, die sie kurz zuvor den Indianern abgekauft hatten. Weiter berichtet das Tagebuch von einigen unangenehmen Begegnungen mit wilden Tieren, die letztendlich jedoch alle glimpflich verliefen.
Im Hinblick auf die gesteckten Ziele kann die Lewis-und-Clark-Expedition nur als Erfolg bezeichnet werden. Das Korps entdeckte oder beschrieb mehr als 1700 Pflanzenarten und 122 Tierarten oder Unterarten, zum Beispiel den Grizzly oder die Prärie-Klapperschlange. Immer wieder sandten sie Beispiele ihrer Entdeckungen zurück nach Washington, damit Jefferson sie kennenlernen konnte. Unter anderem erreichte ein Präriehund in einer Kiste die Hauptstadt lebend. Darüber hinaus verbesserten die aufgebauten Kontakte die Beziehungen zwischen den weißen Siedlern und den amerikanischen Ureinwohnern und festigten die Position der US- Regierung als neuer Machthaber im Territorium.
Nach der Rückkehr erhielt Meriwether Lewis von Thomas Jefferson ein Stück Land und wurde zum Gouverneur des Louisiana Territory ernannt; eine Position, in der er jedoch einige Schwierigkeiten hatte. Lewis starb unter mysteriösen Umständen bereits 1809, nur drei Jahre nach der Expedition. Clark bekam die Verantwortung für Indianerangelegenheiten im neuen Territorium und wurde später Gouverneur des neu geschaffenen Missouri Territory. William Clark starb 1838 in St. Louis.