Der längste Fluss im Nordwesten der USA, der 2000 Kilometer lange Columbia River, entspringt in den kanadischen Rocky Mountains und mündet im Clatsop County in Oregon in den Pazifischen Ozean. Auf dem Weg dorthin bildet der Fluss über etwa 130 Kilometer die Grenze zwischen den Bundesstaaten Oregon und Washington und hat dabei im Laufe der Jahrhunderte an dieser Stelle eine tiefe Schlucht in das Gestein der Cascade Range gegraben, die heute eines der wichtigsten Ausflugsziele der gesamten Region des pazifischen Nordwestens geworden ist und mit zahllosen Freizeitmöglichkeiten aufwartet – von einem überwältigenden Ausblick ganz zu schweigen.
Die Schlucht schafft eine Vielzahl verschiedener Lebensräume in ihrer Umgebung und bietet Besuchern so die Gelegenheit, Natur in vielen Formen, aber komprimiert auf ein überschaubares Gebiet, zu erleben. Die meisten Gäste entscheiden sich dabei für das Wandern, es gibt aber auch gute Möglichkeiten zum Radfahren und für Wassersport aller Art.
Die vor mehreren Millionen Jahren entstandene Schlucht diente, archäologischer Forschung zufolge, schon vor mehr als 10.000 Jahren auch als Lebensraum für Menschen, die am und im Fluss einen guten Teil ihrer Nahrung fanden. 1805 kamen Lewis und Clark auf ihrer Expedition in den damals noch unbekannten Westen hier hindurch, Siedler aus dem Osten des Landes und aus Europa folgten wenig später. Bald entstanden auch Bahngleise und eine reguläre Schiffsverbindung. Der Bau von Dämmen Mitte des 20. Jahrhunderts erleichterte die Bedingungen für die Schifffahrt durch die Beruhigung der zuvor teilweise gefährlichen Strömungen. 1986 wurde die Columbia River Gorge vom Kongress zur National Scenic Area erklärt.
Heute kann man dieses Naturwunder auch vom Auto aus bereits gut erschließen. Die beste Gelegenheit dazu bietet die Washington State Route 14. Fährt man bei Camas auf diese Straße, die als Columbia Gorge Scenic Byway ausgeschildert ist, so folgt man dieser durch die Schlucht und erhält viele tolle Ausblicke vom nördlichen Ufer des Flusses aus. Gute Blicke und einen Eindruck von den sich verändernden Landschaften erhält man auch, wenn man auf dem Interstate I-84 unterwegs ist. So wird man Zeuge. wie sich das Landschaftsbild in recht zügiger Abfolge von Regenwald zu Mischwald und schließlich zur Grasprärie mit relativ geringen Niederschlagsmengen wandelt. Dieser Wandel vollzieht sich im Ganzen auf einer Strecke von gerade einmal rund 80 Meilen. Die beste Option für Autofahrer ist aber der Historic Columbia River Highway, der ab 1913 mit dem expliziten Ziel des Baus einer Straße mit toller Szenerie errichtet worden war. Historisch ist dieser Highway deswegen, weil man über ihn zum Beispiel zu einigen der Viadukte gelangt, die anfangs des 20. Jahrhunderts von italienischen Steinmetzen angelegt worden waren. Die Straße war einmal insgesamt rund 120 Kilometer lang, heute sind noch gut 60 Kilometer nutzbar. Sie beginnt im Westen bei Troutdale und endet im Osten bei The Dalles und passiert auf ihrem Weg die meisten der zahlreichen Wasserfälle, für die die Schlucht bekannt ist.
Beacon Rock in der Schlucht des Columbia River, Washington
Die bekanntesten und am meisten besuchten der mehr als 100 Wasserfälle im Gebiet der Columbia Gorge sind dabei die Multnomah Falls zwischen den Orten Corbett und Dodson. Das Wasser fällt hier insgesamt 189 Meter tief, aufgeteilt in zwei Klippen, von denen die obere allein 165 Meter hoch ist. Das Wasser kommt dabei aus Quellen am Larch Mountain, einem 1238 Meter hohen, erloschenen Vulkan. Schön ist vor allem ein Spaziergang über die Benson Footbridge, eine schmale Fußbrücke, die 32 Meter über dem herabfallenden Wasser über den unteren der beiden Fälle führt und dabei auch ein schönes Fotomotiv abgibt. Sehenswert ist auch das ebenfalls über einen Fußweg erreichbare, historische Lodge-Gebäude von 1915. Mehr als zwei Millionen jährliche Besucher werden an den Wasserfällen registriert.
Ein weiterer beliebter Zielort für Ausflügler und Touristen ist der rund 8300 Einwohner zählende Ort Hood River, gelegen am gleichnamigen Fluss, einem Zufluss des Columbia Rivers. Hier gibt es unter anderem eine Mikrobrauerei und ein Museum mit über 150 antiken Flugzeugen und Automobilen. Vor allem aber gewinnt Hood River zunehmend Anerkennung als Ferienort, weil es sich selbst kurzerhand zur “Windsurfing Capital” erklärt hat. Tatsächlich sorgt die Lage des Ortes dafür, dass in den hier befindlichen Surfrevieren auf dem Columbia River eine Thermik herrscht, die nicht selten für Windgeschwindigkeiten von rund 50 km/h sorgt – optimale Bedingungen für Windsurfer und Kitesurfer. Die Umgebung bietet daneben zahlreiche weitere Möglichkeiten vom Wandern bis hin zum Wintersport – der sich ein paar Meilen außerhalb des Ortes erhebende Mount Hood erreicht mehr als 3400 Meter Höhe und verfügt über mehrere Gletscher, Eisfelder und Skigebiete. Andererseits erstrecken sich rund um die Kleinstadt auch zahlreiche Felder und Weinberge und Hood River ist in seinen Ursprüngen eigentlich eine Stadt, die mit der Landwirtschaft gewachsen ist, bevor der Tourismus einen höheren Stellenwert eingenommen hat. Diese Tradition wird mit dem Blütenfest im April und einem groß angelegten Erntefest im Oktober gefeiert.
Knapp 40 Kilometer östlich liegt die Stadt The Dalles, mit gut 16.000 Einwohnern der größte Ort der Region und der Verwaltungssitz des Landkreises. Der Ort befindet sich auf Grund, der früher schon den Ureinwohner als Handelsplatz diente. Hier befindet sich das Museum der Columbia River Gorge National Scenic Area, in dem man Informationen für Freizeitmöglichkeiten erhält und in dem man zum Beispiel auch erfährt, was Lewis und Clark erlebten, als sie bei ihrer Expedition durch diese Region reisten. Ein Windsurfing-Simulator gehört ebenfalls zum Angebot des Discovery Centers. Ebenfalls sehenswert ist das Fort Dalles Museum, das auf dem Gelände eines ehemaligen Forts der Armee untergebracht ist. Zwei Meilen außerhalb der Stadt erstreckt sich der 1957 fertiggestellte Dalles Damm, der auf einer Länge von 2,7 Kilometern den Columbia River überspannt. In der Nähe des Damms liegt das Freizeitgelände des Columbia Hills State Parks, wo es einige sehenswerte Ausblicke und auch Möglichkeiten zum Camping gibt. Zwischen dem Dalles Damm und dem etliche Meilen flussabwärts liegenden, schon 1937 errichteten Bonneville-Damm erstreckt sich das Bonneville Reservoir, das aus aufgestautem Flusswasser des Columbia Rivers besteht.
Im Bereich der Columbia Gorge stehen zahlreiche Hotels, Inns, Motels und Bed & Breakfasts für Unterkünfte zur Versorgung. Ebenso gibt es eine große Auswahl an Restaurants, ergänzt um die Gaststuben der Winzereien in dieser Gegend – es gibt rund 50 Weinberge zu beiden Seiten des Flusses. In Troutdale gibt es daneben ein großes Outlet-Shoppingcenter. Aus der Metropolregion rund um Portland ist die Schlucht des Columbia Rivers in rund 20-30 Minuten mit dem Auto zu erreichen.
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