Der Begriff der Appalachen (in den USA Appalachian Mountains oder einfach Appalachia genannt) bezeichnet die Gebirgslandschaft, die sich über beinahe die gesamte Ostküste der USA und Teile von Kanada vornehmlich in Nord-Süd-Richtung erstreckt. Je nach Definition ist die Bergkette bis zu 2400 Kilometer lang. Zu den Appalachian Mountains gehören mehrere eigenständig definierte Regionen und Landschaften. Daneben bezeichnet das Wort „Appalachia“ auch eine Kulturregion, deren Zentrum vor allem in den mittleren Atlantikstaaten liegt und vorrangig von angelsächsischen Einwanderern geprägt wurde.

Rein geografisch betrachtet beginnen die Appalachen in der kanadischen Provinz Neufundland und berühren auf dem Weg Richtung Süden die US-Bundesstaaten New York, Pennsylvania, Maryland, West Virginia, Virginia, Kentucky und North Carolina. Vor allem dieser südlichste Abschnitt gilt als das Kerngebiet von Appalachia und als Heimat der damit verbundenen Kultur. Insgesamt ist die Region das Zuhause für rund 25 Millionen Menschen.

Die höchste Erhebung der Appalachian Mountains ist der 2037 Meter hohe Mount Mitchell in North Carolina. Der Berg ist der höchste des Landes östlich des Mississippi und liegt in einer Gegend, die als Black Mountains bezeichnet wird. Einst erreichte die gesamte Bergkette Gipfelhöhen wie in den Alpen, doch die Erosion führte im Laufe der Jahrtausende zu Absenkungen. Insbesondere in Pennsylvania, West Virginia und Virginia befinden sich reichhaltige Kohlevorkommen, daneben gibt es Fundstellen von Gas und Eisenerz. Der Abbau dieser Bodenschätze wurde viele Jahre lang betrieben, erwies sich im Laufe der zeit jedoch als zunehmend unwirtschaftlich, was in einigen Regionen zu wachsender Arbeitslosigkeit geführt hat. Für die Traditionen und die Kultur von Appalachia spielt der Bergbau noch immer eine große Rolle, in wirtschaftlicher Hinsicht hat daneben vor allem der Tourismus an Bedeutung gewonnen. Auch die Agrar- und Forstwirtschaft sind bedeutende Sektoren, doch im Allgemeinen bietet die Region vergleichsweise wenige Erwerbsmöglichkeiten, weshalb in den letzten Jahrzehnten viele Menschen in die städtischen Ballungsräume umgesiedelt sind.



Appalachia hat in der amerikanischen Bevölkerung einen mitunter etwas zweifelhaften Ruf. Während viele Menschen die natürlichen Landschaften, die Bodenständigkeit der Menschen und die unaufgeregte Atmosphäre der Region zu schätzen wissen, betrachten andere die Einwohner der Gegend als “Hillbillies”, also als leicht zurückgebliebene, oft ungepflegte und verarmte Landbevölkerung. Diese Bezeichnung und die damit verbundenen Vorurteile und Überspitzungen werden in den Appalachen häufig als Beleidigung verstanden; andere Bewohner der Region nutzen den Begriff dagegen als eine Art Label, zum Beispiel für Musik, Kunsthandwerk oder lokal produzierte Waren. Ganz so weit hergeholt sind manche der Vorurteile nicht, sie stammen aus der Geschichte. Während der Prohibition waren die Appalachen das Zentrum der illegalen Herstellung von Alkoholika, dem sogenannten “moonshining”. Nicht selten kam es in diesem Zusammenhang zu gewalttätigen Auseinandersetzungen sowohl mit Ordnungshütern als auch in Familienfehden untereinander. Zudem ist die Gegend traditionell agrarorientiert, so dass eine erweiterte Bildung noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts häufig nicht allzu hoch im Kurs stand. Präsident Kennedy rief daraufhin eine Kommission ins Leben, die Appalachian Regional Commission, die sich gezielt um die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation bemühte. Dank der Fokussierung staatlicher Unterstützung durch die Kommission konnte die Zahl der als arm geltenden Landkreise deutlich reduziert und die Zahl der erreichten Schulabschlüsse in der Region erhöht werden. Dennoch zählen einige Counties in den Appalachen noch immer zu den ärmsten des Landes.

Inzwischen aber hat sich Appalachia von den alten Zeiten verabschiedet und nicht nur in den städtischen Räumen wie beispielsweise rund um Pittsburgh oder Knoxville ist die Region auf demselben Entwicklungsstand wie der Rest des Landes. Darüber hinaus  wird auch der Tourismus immer weiter vorangetrieben. Die verschiedenen Teilregionen der Appalachen sind in vielerlei Hinsicht eine Reise wert. Die touristischen Angebote hier richten sich in erster Linie an Outdoor-Fans und Naturfreunde, daneben gibt es einige Angebote in den Bereichen Gesundheits- und Agrartourismus und allgemein für Familienurlaub. Spektakuläre Attraktionen sucht man meist vergeblich, dafür aber gibt es beste Angebote für Radfahrer und Wanderer. Mit dem Blue Ridge Parkway und dem Appalachian Trail befinden sich zwei der beliebtesten Freizeitregionen des Landes in der Gegend, ebenso wie der meistbesuchte Nationalpark der USA, der Great Smoky Mountains National Park.


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