Im Rahmen der Berichterstattung zu den amerikanischen Präsidentschaftswahlen ist immer wieder von den Swing States die Rede. Den Bundesstaaten, die mit diesem Begriff bezeichnet werden, kommt eine besondere Bedeutung zu: In aller Regel sind sie die Orte, an denen die Wahl entschieden wird.

Was sind Swing States?

Bei vielen der US-Bundesstaaten weiß man im Prinzip sicher, welche der Kandidaten die meisten Stimmen bekommen wird. Das sind Staaten, in denen eine Partei bei den letzten Wahlen regelmäßig als Sieger hervorgegangen ist und in denen aktuelle Umfragen zeigen, dass das auch so bleibt. So hat zum Beispiel Utah seit 1972 immer für den republikanischen Kandidaten gestimmt und New York seit 1988 immer für den demokratischen Kandidaten. Es gibt aber auch Bundesstaaten, die mal mehrheitlich für die eine und mal für die andere Partei stimmen. Das sind die Swing States, so genannt, weil sie mal in die eine und mal in die andere Richtung schwingen können. Typischerweise gewinnt ein Kandidat einen solchen Swing State mit weniger als 5% Vorsprung oder manchmal auch nur mit einem Unterschied von wenigen tausend Stimmen.

Ein Swing State muss dabei nicht für immer ein Swing State bleiben. Wirtschaftliche oder politische Entwicklungen, vor allem aber die sich verändernde demographische Zusammensetzung der Bevölkerung eines Bundesstaats kann dafür sorgen, dass aus einem einstmals hart umkämpften Bundesstaat einer wird, den eine der Parteien als sichere Bastion ansehen kann.

Warum sind die Swing States so wichtig?

Bei den Präsidentschaftswahlen in den USA gewinnt nicht derjenige Kandidat, der landesweit die meisten Stimmen hat. Stattdessen geht es um den Sieg im Electoral College, der Versammlung der Wahlleute. Diese Wahlleute sind in aller Regel an das Wahlergebnis ihres Bundesstaats gebunden: Der Kandidat, der in einem Bundesstaat die meisten Stimmen bekommt, erhält die Stimmen aller Wahlleute aus diesem Staat. Entsprechend lohnt es sich für die Kandidaten kaum, in den Bundesstaaten Wahlwerbung zu betreiben, in denen schon ziemlich sicher ist, wer die meisten Stimmen bekommen wird. Stattdessen wird ein großer Teil des Wahlkampfs in den Swing States ausgefochten. Als Nebeneffekt ist mitunter zu beobachten, dass die in den Swing States besonders wichtigen politischen Themen überdurchschnittlich viel Aufmerksamkeit von den Kandidaten bekommen.



Welches sind die Swing States 2024?

Ausgehend von den Wahlergebnissen der letzten Jahre und den Ergebnissen aktueller Umfragen gelten die folgenden US-Bundesstaaten bei den Präsidentschaftswahlen 2024 als Swing States, in denen sich der Ausgang der Wahl entscheiden wird:

Arizona (11 Stimmen im Electoral College)
Viele Jahre lang eine republikanische Hochburg, stimmte der Bundesstaat 2020 für Biden. Gründe für den politischen Wandel sind vor allem die schnell anwachsende städtische Bevölkerung und der starke Zuzug von Minderheiten und Immigranten.

Georgia (16 Stimmen im Electoral College)
Auch Georgia wählte 20 Jahre lang republikanisch und stimmte 2020 mit knapper Mehrheit für Biden. Der entscheidende Faktor ist hier wahrscheinlich die Mobilisierung der schwarzen Wählerschaft, die 2020 den Ausschlag gab.

Michigan (15 Stimmen im Electoral College)
Michigan war eigentlich eine Bank für die Demokraten, bis Trump den Staat 2016 gewann. Vier Jahre später holte Biden den Bundesstaat wieder zurück. Der wichtigste Faktor ist hier traditionell die Arbeiterklasse, dadurch ist die wirtschaftliche Entwicklung ein bedeutendes Thema für die Wahlentscheidung.

Nevada (6 Stimmen im Electoral College)
Abgesehen vom beständig wachsenden Ballungsraum um Las Vegas, der vorwiegend für die Demokraten stimmt, ist Nevada ein sehr ländlicher und bevölkerungsarmer Bundesstaat. Abseits der Städte wird mit deutlicher Mehrheit republikanisch gewählt.

North Carolina (16 Stimmen im Electoral College)
Mit Ausnahme von Obama waren alle demokratischen Kandidaten seit 1976 Verlierer in North Carolina. Doch 2020 lag Trumps Vorsprung nur bei unter 1,5%, weshalb die Demokraten hier eine Chance wittern. Biden legt im Wahlkampf einen Schwerpunkt auf den Bundesstaat, der einen demokratischen Gouverneur hat.

Pennsylvania (19 Stimmen im Electoral College)
Der Bundesstaat ist schon allein wegen der großen Zahl der Wahlleute von großer Bedeutung. Biden, der in Pennsylvania geboren wurde, gewann hier 2020 hauchdünn, ebenso wie Trump 2016 nur ganz knapp in dem Bundesstaat gewonnen hatte.

Wisconsin (10 Stimmen im Electoral College)
Auch Wisconsin war lange Jahre eine solide Hochburg der Demokraten. Dann gewannen Trump 2016 mit weniger als 1% Stimmenvorsprung und Biden 2020 ebenfalls mit weniger als 1%. Beide Kandidaten haben Wisconsin im Rahmen des Wahlkampfs bereits mehrfach besucht.


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