Spätestens seit dem schwachen Auftritt des amtierenden US-Präsidenten beim TV-Duell gegen Donald Trump im Juni diskutiert auch die demokratische Partei darüber, ob Joe Biden noch der geeignete Kandidat für die anstehende Präsidentschaftswahl ist und ob er in der Lage sein wird, Trump zu besiegen. Dessen Kampagne hatte Bidens Alter schon lange zum Thema gemacht und hatte jede echte oder vermeintliche körperliche Schwäche und jeden Versprecher als Beweis dafür interpretiert, dass Biden nicht mehr in der Lage sei, das Amt des Präsidenten auszuüben.

Schon zu Beginn von Bidens Amtszeit im Januar 2021, als er der älteste US-Präsident aller Zeiten wurde, hatten einige Beobachter gemutmaßt, dass er nach der Hälfte der Amtszeit zurücktreten und den Weg für die deutlich jüngere Vize-Präsidentin Kamala Harris freimachen würde. Das wurde jedoch nie ernsthaft angedacht und die Aufmerksamkeit für die mitunter deutlich auftretenden Alterserscheinungen des Präsidenten blieb auf das Lager des politischen Gegners beschränkt. Bei den Demokraten gab es lange Zeit keine Bestrebungen, eine Alternative zu Biden als Kandidat zu finden und auch bei den demokratischen Vorwahlen gab es keine wirklichen Herausforderer für den Amtsinhaber. Doch im Angesicht schwindender Umfragewerte beginnen sowohl große Medien wie auch die Partei selbst damit, laut über demokratische Alternativen zu Biden nachzudenken.

Dabei ist es gar nicht so ohne Weiteres möglich, den Spitzenkandidaten auszutauschen. Da ist zum einen das Wahlsystem zu beachten: Biden hat die Vorwahlen gewonnen und damit die Stimmen der Wahlleute, die auf der Convention der Demokraten im Juli offiziell den Kandidaten wählen. Diese sind an ihre Stimmen gebunden . Biden müsste also zurückziehen und die Delegierten müssten sich einigermaßen einig sein, wer stattdessen zu wählen ist, um erbitterte, parteiinterne Wahlschlachten zu vermeiden.



Eine weitere Herausforderung stellen die Spenden dar. Verbände, Interessengruppen, Firmen und Privatleute haben viele Millionen gespendet, um den Wahlkampf gegen Trump zu finanzieren. Diese Spenden gingen aber nicht an die demokratische Partei, sondern an die davon unabhängige Kampagne von Joe Biden – entsprechend können die Gelder nicht einfach an eine andere Kampagne gegeben werden. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass die Republikaner diverse Klagen gegen einen Wechsel des Kandidaten einreichen würden; allerdings räumen Fachleute solchen Klagen keine großen Erfolgschancen ein.


Mögliche demokratische Kandidaten

Um die Chance zu bewahren, Donald Trump von einem erneuten Einzug ins Weiße Haus abzuhalten, müssten die Demokraten geschlossen auftreten und sich möglichst hinter einem Kandidaten versammeln. Doch die Partei und die Unterstützer sind sich keineswegs einig darüber, wen sie anstelle von Joe Biden in die Wahl schicken könnten. Eine ganze Reihe von Kandidatinnen und Kandidaten wurde bereits als Alternativen genannt.

Die eigentlich logische erste Alternative wäre Kamala Harris, die Vizepräsidentin. Ihre Nominierung würde auch die geringsten Hindernisse bei der Umschichtung der Spendengelder darstellen, da sie nominell bereits zusammen mit Biden Empfängerin der Spenden war. Doch Harris, die einst als Generalstaatsanwältin von Kalifornien bekannt wurde, blieb während der vier Jahre ihrer Vizepräsidentschaft eher unauffällig. Zudem gilt sie als sehr progressiv und in den hart umkämpften Swing States brauchen die Demokraten eher einen moderaten Kandidaten, der die unentschlossenen Wählerstimmen einsammeln kann.

Dasselbe Problem hat auch der ebenfalls gehandelte Gavin Newsom, Gouverneur von Kalifornien. Von ihm wurde eine Kandidatur für die nächsten Präsidentschaftswahlen in 2028 erwartet. Zudem bietet er mit seinen überstandenen Alkoholproblemen und seiner Leseschwäche viel Angriffsfläche für populistische Angriffe. Newsom hat landesweit noch keine hohen Bekanntheitswerte. Das trifft in einem noch stärkeren Maße auch auf Gretchen Whitmer zu, die Gouverneurin von Michigan. Whitmer ist innerhalb der Partei ein Star, weil sie den Bundesstaat wieder in die Hände der Demokraten geholt hat. Sie ist eine scharfe Kritikerin von Trump, der die Stimmung unter seinen Anhängern gegen sie immer wieder angestachelt hatte, bis es sogar gerade noch vereitelte Entführungspläne gegen sie gab. Whitmers Vorteil ist, dass ihr Heimatstaat Michigan einer der wichtigen Swing States ist, in denen sich die Präsidentschaftswahlen entscheiden. Dieselben Voraussetzungen bringt auch Josh Shapiro mit, Gouverneur des Swing States Pennsylvania. Er ist allerdings landesweit noch weniger bekannt als Whitmer und Newsom.

Die drei Gouverneure haben sich bisher nicht offensiv in Stellung gebracht und unterstützen Bidens Kandidatur öffentlich. Das gilt auch für andere Namen, die gehandelt werden, etwa für den Verkehrsminister Pete Buttigieg, für die demokratischen Gouverneure Prizker (Illinois) und Moore (Maryland) oder für Raphael Warnock, Senator für Georgia. Diese letztgenannten Namen sind aber schon allein deshalb wohl keine wirklichen Alternativen zu Biden, weil sie in Vergleichsumfragen gegenüber Trump nicht gut abschneiden. Ganz im Gegensatz zu Michelle Obama. Ihr Name wird regelmäßig ins Gespräch gebracht, wenn es um demokratische Kandidaten geht und sie liegt in der Wählergunst im direkten Vergleich zu Trump klar vorn. Obama hat bisher aber bei allen Fragen, die auf eine Kandidatur zielen, stets betont, dass sie kein Interesse hat.


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