In der Four Corners Region, so benannt nach den vier hier aufeinandertreffenden Ecken der Bundesstaaten Arizona, Utah, Colorado und New Mexico, finden sich die Bilder, die man im Kopf hat, wenn man vom amerikanischen Südwesten spricht. Geprägt und unzählige Male abgebildet auf Postern, in Werbeanzeigen und in Westernfilmen, vereint das Monument Valley viele Attribute in sich. Das hier ist Marlboro Country und Wilder Westen, rote Felsen und endlose Weiten, Indianerland und Touristenziel.

Eigentlich ist das Monument Valley gar kein Tal, sondern eine langgezogene Ebene auf einer Höhe von 1500 Metern über dem Meeresspiegel, ein Teil des Colorado Plateaus, dessen Boden vornehmlich aus Sedimentgestein besteht, in dem oxidierte Eisenteilchen für die charakteristische rote Farbe sorgen. Die herausragenden Felsen, die in der Geologie als “Härtling” bezeichnet werden (im Englischen “butte”), bestehen aus drei Schichten; Tonschiefer, Sandstein und Siltstein. Das Gestein wurde zunächst über Millionen von Jahren abgelagert und formte aus einem Becken ein Plateau. Die Naturgewalten schliffen die Schichten nach und nach wieder ab und ließen dabei die Formationen zurück, für die das Monument Valley berühmt ist. In der Region werden im Sommer häufig über 30° C erreicht; im Winter dagegen ist es nicht unüblich, dass auch Minustemperaturen herrschen.

Besondere Bedeutung hat die Gegend natürlich vor allem für die indianischen Ureinwohner, die in dieser Region zuhause sind. Dieser Tatsache ist es auch geschuldet, dass das Monument Valley trotz seiner einzigartigen Landschaften nicht den Status eines Nationalparks hat, sondern viele seiner Sehenswürdigkeiten stattdessen im Monument Valley Tribal Park der Navajo Nation organisiert sind. Diese Organisationseinheit ist das Gegenstück zum Nationalpark und die Navajo haben entsprechende touristische Angebote und Infrastruktur geschaffen,




Monument Valley Tribal Park

Das Visitor Center des Tribal Parks liegt genau auf der Staatsgrenze zwischen Utah und Arizona und ist über den Highway 163 erreichbar, der von dem knapp 5000 Einwohner zählenden Ort Kayenta, in dem ein jährliches Filmfestival und immer am 4. Juli ein großes Rodeo stattfinden, bis zum Ort Bluff in Utah, der seinerseits 320 Einwohner zählt und ein Balloon Festival im Januar sowie die Utah Navajo Fair im September ausrichtet. Dieser Highway bietet in seinem Verlauf die wahrscheinlich besten Blicke auf das Valley außerhalb des Tribal Parks, wenn er sich schnurgerade direkt auf die rot leuchtenden Felsformationen zubewegt. Außerhalb der Parkgrenzen gibt es keine ausgewiesenen Wege; die wenigen Pfade, die vom Highway abzweigen, führen in der Regel zu den Privatgrundstücken von Navajo. Wer nicht direkt im Zentrum des Monument Valley übernachten will, findet in Kayenta einige kleinere Hotels.

Zwar erhält man bereits vom Highway aus einige gute Blicke auf die Felsen des Monument Valley, im Park aber gibt es vielfältige weitere Möglichkeiten. So ist es zum Beispiel nur in Begleitung eines Wanderführers gestattet, das Gebiet auf einer Wandertour zu entdecken; ebenso sind im Besucherzentrum die Genehmigungen für Camping im Tribal Park erhältlich. Um das Zentrum herum befinden sich weitere Einrichtungen wie die Verkaufsstände indianischer Kunsthandwerker, ein Restaurant unter anderem mit authentischer Navajo-Küche, ein ebenfalls von den Navajo betriebenes Hotel mit gutem Ausblick und einige kleinere Läden. Es werden verschiedene Touren zur Erforschung des Tribal Parks angeboten, sowohl solche mit Jeeps, als auch Wander- oder Reittouren. Einige Abschnitte des Parks sind ausschließlich mit geführten Touren erreichbar.

Am besten genutzt sein dürfte aber das Angebot des Valley Drive. Diese mit dem eigenen Fahrzeug nutzbare Straße führt über eine 17 Meilen lange Strecke zu den meisten der sehenswerten Felsen und Landschaftsbildern. Obwohl die Straße nicht asphaltiert ist, befindet sie sich normalerweise in einem sehr guten Zustand. Am besten erkundigt man sich im Visitors Center nach den Straßenbedingungen; nach starken Regenfällen kann es stellenweise zu Überflutungen kommen. Wegen der Beliebtheit des Valley Drives und der relativ geringen möglichen Geschwindigkeit benötigt man für die Strecke gute 2 Stunden; bei besonders hohem Besucheraufkommen bis zu 4 Stunden. Es gibt insgesamt elf Aussichtspunkte entlang der Straße, wegen der flachen Wüstenlandschaft hat man aber auch während der Fahrt einige sehr gute Blicke.

Eine erste Gelegenheit für stimmungsvolle Fotos entlang des Weges bietet sich der erste Aussichtspunkt mit Blick auf die hier gut 300 Meter hohe Ostseite des Mitchell Mesa sowie auf die Formationen East Mitten Butte, West Mitten Butte und Merrick Butte an, die zusammen und auch einzeln zu den meistfotografierten Motiven des amerikanischen Westens zählen dürften. An dieser Stelle ist einer der wenigen Wanderwege des Parks eingerichtet. Der etwa 5 Kilometer lange Wildcat Trail führt zum West Mitten Butte. Der Weg wird in der Regel wenig genutzt, so dass man oft ungestört Bekanntschaft mit den hier lebenden Pflanzen und Tieren, vor allem verschiedenen Echsenarten, machen kann. Das nächste Highlight entlang des Valley Drives ist dann der Elephant Rock, dessen angebliche Ähnlichkeit mit einem Elefanten einer gehörigen Portion Fantasie bedarf, um sie zu entdecken. Die Straße, die hier stellenweise etwas rau ist, führt nahe an den Felsen heran.  Der nächste Anblick ist der der Three Sisters, dreier recht schmaler, spitzer Felsen, bevor es zum John Ford’s Point geht, dem bekanntesten Aussichtspunkt der Gegend.



John Ford, der zeit seines Lebens für mehr als 140 Filme Regie führte, ist in erster Linie für seine Western bekannt. Der Film Stagecoach von 1939 (in Deutschland als Ringo erschienen) gilt als Wiederbelebung des ganzen Genres und er war der erste einer Reihe von sieben Westernfilmen, die Ford im Monument Valley drehte. Ford kehrte immer wieder hierher zurück, auch für The Searchers (Der Schwarze Falke) mit John Wayne von 1956, der oft als einer der besten Western aller Zeiten bezeichnet wird und es ist seinen Filmen zu verdanken, dass das Monument Valley in der ganzen Welt bekannt wurde und oft als typische Westernkulisse angesehen wird. Tatsächlich nutzte der Regisseur die Region so häufig und so bildstark, dass andere Regisseure davor zurückschreckten, ebenfalls im Monument Valley zu drehen, weil sie den Vergleich mit seinen Werken scheuten. Der nach ihm benannte John Ford’s Point bietet einen grandiosen Ausblick über viele Meilen abweisender Wüstenlandschaft, aber auch auf die sehenswerten Felsen. Auf einem Felsvorsprung an dieser Stelle kann man sich in Westernstil als einsamer Reiter fotografieren lassen.

Der Valley Drive erreicht anschließend am Camel Butte seinen höchsten Punkt, bevor es leicht bergab zu The Hub geht, einem einzelnen, dünnen Felsen, der von den Tafelbergen Rain God Mesa und Thunderbird Mesa eingerahmt wird. Folgt man der Straße weiter, erreicht man als nächstes einen Aussichtspunkt, von dem aus man den etwa 150 Meter hohen Totem Pole und in dessen Nähe eine Gruppe ebenfalls dünner, hoch aufragender Sandsteinfelsen, die Yei Bi Chei heißt, erblicken kann; einen ähnlichen Blick bietet aber auch der nächste Stopp. Hier, am Artist’s Point, sieht man nicht nur die gerade passierten Felsgruppen aus einer schönen Perspektive, sondern auch einen guten Fernblick über recht flaches Land. Hier befindet man sich bereits auf dem Weg zurück zum Startpunkt des Valley Drives. Zuvor jedoch passiert man noch das North Window, ein ebenfalls sehr beliebtes Motiv. Zwei nah beieinander stehende Tafelberge ergeben hier den Eindruck eines Fensters, durch das hindurch man auf den East Mitten Butte schaut. Ein wenige hundert Meter langer Wanderweg führt vom Parkplatz aus zu einem zweiten, etwas näher am North Window liegenden Punkt. Der letzte Stopp der Tour ist dann ein Blick auf den an einen hochgestreckten Daumen erinnernde Felsen The Thumb. Von hier aus sind es dann etwa fünf Kilometer zurück zum Startpunkt des Valley Drive.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entdeckte man einige Bodenschätze im Monument Valley, vor allem Uran und Kupfer. Der Abbau des Urans wurde von 1948 bis 1969 betrieben und die Mine entpuppte sich dabei als eine der ertragreichsten der USA – fast 4000 Tonnen wurden insgesamt gefördert. Inzwischen ist der Uranabbau wegen der Gesundheitsgefährdung der Menschen in der Region durch einen Beschluss der Navajo Nation untersagt. Als wichtigste Einnahmequelle dient seither unangefochten der Tourismus, auch angetrieben durch zahllose Filmproduktionen, mit deren Hilfe die Landschaften des Monument Valley weltweit bekannt wurden. Zu diesen Produktionen zählen nicht nur Western, sondern zum Beispiel auch in Easy RiderZurück in die Zukunft oder Forrest Gump, daneben auch in vielen Musikvideos, Computerspielen oder in TV-Serien.


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