Image credit: Visit Alexandria

George Washington wird auch heute noch, mehr als 220 Jahre nach seinem Tod, eine geradezu heldenhafte Verehrung in Amerika zuteil. Nach dem ersten Präsidenten der USA wurden unzählige Plätze, Bauwerke, Straßen und vieles andere benannt und es gibt beinahe ebenso viele Orte, die aus dem prominentesten aller Namen in irgendeiner Form Kapital schlagen wollen. Keiner dieser Plätze allerdings hätte die selbe Berechtigung wie Mount Vernon, dem Landsitz des ersten Präsidenten der USA und der Ort, an dem er und einige seiner Familienmitglieder begraben liegen. Mount Vernon befindet sich im Nordosten Virginias, in der Umgebung der Bundeshauptstadt Washington DC und der Stadt Alexandria.

Die Vorfahren Washingtons hatten den Grund schon seit 1674 in ihrem Besitz. George Washingtons Halbbruder Lawrence erbte das Land, das damals noch Little Hunting Creek Plantation hieß, im Jahr 1742 und taufte es zu Ehren seines ehemaligen Kommandooffiziers in der britischen Marine, Edward Vernon, um. Er ließ das Anwesen deutlich erweitern und sprach es in seinem Testament seinem Halbbruder George zu. Lawrence starb 1752 und seine Witwe Anne, der er lebenslanges Wohnrecht gegeben hatte, zog zwei Jahre später aus. Mount Vernon gehörte nun George Washington allein, der prompt damit begann, die erste von vielen noch folgenden Veränderungen an dem Besitz vorzunehmen. Bald schon hatte er, dank der harten Arbeit von Sklaven, die Grundfläche des Haupthauses vervierfacht.

Neben den Arbeiten an den Gebäuden hatte Washington aber vor allem auch Interesse an der Landwirtschaft. Er teilte das riesige Anwesen in fünf Farmen auf und betrieb den Anbau von Tabak, Weizen und Mais mit wissenschaftlicher Genauigkeit und neuesten Methoden folgend. Aus diesen ergab sich im Laufe der Zeit eine sinkende Notwendigkeit an der Arbeit, die von den Sklaven verrichtet wurde, doch Washington verkaufte die überzähligen Sklaven nicht, wie es üblich gewesen wäre, weil er die Familien nicht voneinander trennen wollte. Stattdessen ließ er einige seiner Arbeitskräfte umschulen, so dass er nach einiger Zeit in der Lage war, Dienstleistungen wie Schmiedearbeiten für Dritte anzubieten. Nicht zuletzt durch diese Geschäftsentscheidung wuchs Washingtons Reichtum schnell an und er war, auch dank seiner Ehe mit der wohlhabenden Witwe Martha Dandridge Custis, ein hochangesehenes Mitglied der aristokratisch anmutenden Gesellschaft Virginias und übernahm mehr und mehr politische Rollen.

Washington zog dann in den Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien und war nicht nur der strategische Planer der amerikanischen Armee, sondern entschied auch wichtige Schlachten für sich. Damit erarbeitete er sich einen Ruhm, der ihn fast zur automatischen Wahl zum ersten Präsidenten des jungen Landes machte. Tatsächlich wurden die USA während der achtjährigen Amtszeit Washingtons nicht nur von der damaligen Hauptstadt Philadelphia aus regiert, sondern auch von Mount Vernon: Man schätzt, dass er während seiner Amtszeit etwa 430 Tage auf dem Anwesen verbrachte.


George Washington als Farmer auf Mount Vernon
Gemälde von Junius Brutus Stearns

Nach dem Ende seiner Amtszeit als Präsident kehrte Washington 1797 nach Mount Vernon zurück und beschäftigte sich wieder intensiv mit seinen Unternehmungen auf der Farm und außerhalb, unter anderem baute er eine Destillerie für Whiskey auf. Er war täglich auf seinem Anwesen unterwegs, um die Geschäfte zu überwachen. Bei einer dieser Gelegenheiten im Dezember 1799, erkältete er sich so sehr, dass er sich davon nicht mehr erholte. Washington starb am 14. Dezember 1799 auf Mount Vernon, wo er vier Tage später auch beigesetzt wurde. Im Jahr 1837 wurde er, gemeinsam mit seiner 1802 verstorbenen Frau Martha, in eine neu gestaltete Grabstätte auf dem Gelände umgebettet.

Diese Grabstätte gehört heute zum Pflichtprogramm für unzählige Besucher aus aller Welt. Nach Washingtons Tod war das Anwesen innerhalb seiner Familie weitervererbt worden, doch der Unterhalt des riesigen Geländes überforderte die Familie. Nachdem sowohl die US-Regierung als auch der Bundesstaat Virginia kein Interesse am Kauf des Grundstücks zeigten, wurde es 1858 von der privaten Vereinigung Mount Vernon Ladies Association erworben, die die Anlage bis heute betreibt. Die Vereinigung sorgte für die Instandsetzung der Gebäude und den tourismusgerechten Ausbau der Anlage.

Wer diese heute besucht, kann außer Washingtons Grabstätte unter anderem das Hauptgebäude (The Mansion) besuchen, das so hergerichtet wurde, wie es 1799 ausgesehen hat. Im Inneren gibt es einige Einrichtungsgegenstände zu sehen, die Washington selbst benutzt hat. Zugänglich sind die ersten beiden Etagen des dreistöckigen Hauses. Auch die Gartenanlagen rund um das Gebäude sind sehenswert, ebenso die restaurierte Hufschmiedewerkstatt und die Rekonstruktion einer Unterkunft für Sklaven. Etwa fünf Kilometer vom Haupthaus entfernt befindet sich die Whiskey-Destillerie, die ebenfalls besichtigt werden kann. Es werden geführte Touren mit unterschiedlichen Schwerpunkten angeboten, für die zusätzlich zum Eintrittspreis eine Gebühr pro Person erhoben wird. Ein wichtiger Stopp bei einer Besichtigung von Mount Vernon ist das Donalds W. Reynolds Museum. Hier befinden sich mehr als 20 Galerien mit rund 700 Ausstellungsstücken, unter anderem Alltags- und Kunstgegenstände, die der Familie Washington zuzurechnen sind. Der Museumsbesuch ist im Ticketpreis enthalten.


Zurück zu: Virginia